Grüsse aus dem Jenseits

Der Tod gehört zum Leben, so will es die Natur. Der Mensch allerdings verfügt über Kräfte, die Gesetze der Natur auszutricksen und dem scheinbar Unvermeidlichen ein Schnippchen zu schlagen. Eine dieser Kräfte ist der Glaube, eine andere die Fantasie. Die dritte und vielleicht am häufigsten anzutreffende ist die sprachliche Schlamperei.

Dank ihrer Hilfe können Menschen auch nach ihrem Ableben noch eine ganze Menge Unheil anrichten. So erfuhr man auf der welt.de: «Ein Polizist hat in Regensburg einen Mann durch einen Schuss aus seiner Dienstwaffe getötet. Der Beamte und seine Kollegen wollten einen Streit zwischen dem Opfer und einem weiteren Mann schlichten. Darauf griff der Erschossene die Polizisten an – warum, ist völlig unklar.» Völlig unklar? Dass ein Erschossener Rache üben will, ist doch nur allzu verständlich.

Nicht erst seit Bram Stoker seinen «Dracula» erschuf, wissen wir, dass wir uns die Welt mit Untoten teilen müssen. Die Angaben darüber, wie viele dieser Untoten es gibt, schwanken. Aber es müssen sehr, sehr viele sein; allein in Paraguay gibt es Hunderte, wenn man einem Bericht vom August 2004 glauben darf: «In einem Einkaufszentrum in Paraguay ist es zu einem verheerenden Brand gekommen. Dabei sind nach Angaben eines TV-Senders mindestens 340 Tote ums Leben gekommen.» Ein anderes Mal war in derselben Zeitung ein Bild von einem entgleisten Zug zu sehen, «in dem mindestens 36 Tote starben», wie der Bildunterschrift zu entnehmen war.

Ein weiterer Fall von Wer-wie-was-Verwirrung wurde in einer Traueranzeige offenbar: «In treuer Pflichterfüllung hat Gott der Herr meine liebe Frau, unsere herzensgute, besorgte Mutter zu sich gerufen.» Das mag uns tröstlich erscheinen: Auch Gott erfüllt nur seine Pflicht. Ratlos machte einen indes eine andere Traueranzeige, in der es hiess: «Ein grosses Herz und zwei nimmermüde Hände haben aufgehört zu schlagen.» Wer, bitte, war da gestorben? Ein ehemaliger Box-Champion? Eine überforderte Kindergärtnerin?

Happy Halloween.

Quelle: Bastian Sick, Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod – Die Zwiebelfisch-Kolumnen